Ein Altbauer erzählt


Aufgeschrieben von Erka Speil

Heuerleute hatten wir seit Generationen. Die gesamte Arbeit auf dem Hof musste ja
von Hand gemacht werden. Davon ausgenommen waren nur die Gespanndienste. Für
viele junge Leute war die Heuerstelle die einzige Zukunft, wenn sie nicht arbeitslos
werden oder auswandern wollten.
Schriftliche Verträge hatten wir nicht. Es galt das gesprochene Wort. Pflichtarbeitstage
gab es bei uns nicht. Wenn Bedarf auf dem Hof war, mussten die Heuerleute helfen.
Wenn Heuerfrauen zur großen Wäsche oder zu anderen Hausarbeiten kamen, brachten
sie ihre Kinder mit, die während der Arbeitszeit der Frauen auf dem Hof versorgt wurden.

Schlimm war die Zeit der Heuernte. Die Heuerleute fingen in den nassen Raddewiesen
zwischen 4 und 5 Uhr an zu mähen. Das Frühstück wurde dann um 7 Uhr in die Wiesen
gebracht. Erst wenn die Sonne hoch stand, durfte der Heuermann gehen und die Arbeit
auf seinem Boden verrichten.
Gespannhilfe leisteten wir nicht. Unsere Heuerstellen waren 5 bis 7 Hektar groß und hatten
keinen schlechten Boden. Alle Heuerleute konnten sich ein Pferd halten. Trotzdem waren die
meisten sehr arm. Es wurde aber immer wieder von zwei reichen Heuerleuten aus Ahmsen
erzählt: Bernhard Cramer soll vom Freiherrn Theodor von Cloedt aus Haselünne Grundstücke
im Wert von 700 Talern gekauft und Mathias Schleper dem Bauern Bernhard Bowe aus Läden
400 Taler geliehen haben. Das soll um 1850 geschehen und im Gemeindearchiv Herzlake nach-
zulesen sein.
Die zu zahlende Heuer wurde teils bar, teils in Form von Arbeitshilfe abgegolten. Um die Bar-
zahlung leisten zu können, machten die arbeitfähigen Familienmitglieder alle möglichen Arbeiten.
Mancher Heuermann war im Nebenberuf Schlachter oder Dachdecker. Aber auch für seine Hilfe
beim Torfstechen im Moor wurde der Heuermann bezahlt. Dieser Hausbrand wurde allerdings nur
für den Hof verwendet. Für seinen Bedarf an Brenntorf musste der Heuermann aus einer ihm von
uns zugewiesenen Torfkuhle selbst sorgen.
Mittlerweile gibt es ja keine Heuerleute mehr und der Torfstich ist auch zum Erliegen gekommen.
Es bleibt eben auf die Dauer gesehen nichts beim Alten.


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