Das »Weiße Haus«

Aufgeschrieben im November 2004 von Erka Speil


Es ist lange her. Spökenkieker Hermann geht von Vinnen nach Ahmsen. In der
Abenddämmerung sieht er das Dorf. Nun ist er bald zu Hause. Doch was ist das?
Ein großes weißes Haus? Mitten im Ahmsener Wäldchen? Das kann nicht sein!
Dort gibt es kein Gebäude. Dort hat es nie eines gegeben. Dort stand immer nur
der kleine Wald. Hermann ist sicher: das muss ein Vorgesicht sein. Was er heute
sieht wird sich irgendwann erfüllen. Auch wenn nur wenige an solche Spöken-
kiekerei glauben.

Die Ahmsener wünschen sich schon immer einen eigenen Seelsorger. Dieser
Wunsch erfüllt sich 1922. Der Maristenorden baut ein Kloster in Ahmsen und
übernimmt die Seelsorge. Dafür schenken ihm die Einwohner des Dorfes das
Land, das er zur Bewirtschaftung der Neuanlage benötigt.

Das Kloster soll aus Orts typischen roten Ziegelsteinen gebaut werden. Doch die
sind seltsamerweise weder nah noch fern zu bekommen. Notgedrungen werden
die weißen Ziegelsteine verwendet, die als einzige zum Kauf angeboten werden.

Seit dieser Zeit steht in Ahmsen ein großes weißes Haus in einem kleinen Wäld-
chen. Genau dort wo und genau wie es der Spökenkieker Hermann in seinem
Vorgesicht gesehen hat.


[ zurück ]